Altai Region: Bijsk-Heute

 

Bijsk - Dort, wo der Obj entspringt

Bijsk, Altai Region

Ein Besuch der Stadt Bijsk gehört für Besucher der Region Altai früher wie heute zum Pflichtprogramm; so kamen auch im vergangenen Jahr an die zwei Millionen Touristen in diese höchst interessante Stadt. Schade nur, dass die Sightseeing-Tour zumeist nur eine kurze Autofahrt durch das Stadtzentrum ist und dass dabei viele sehenswerte Ecken übersehen werden. Reisenden, die nur auf der Durchfahrt sind, wird bestenfalls berichtet, dass ab Bijsk die bekannte Tschuiski-Landstraße beginnt. Bis dahin führt eine Bundesstraße mit dem schlichten Namen M-52 „Nowosibirsk-Bijsk-Taschanta".

Freilich fällt es beim Anblick der imposanten Landschaft des Altai-Gebirges, das vor einem liegt, schwer, noch zur Seite zu blicken und seine Aufmerksamkeit auf die Stadt Bijsk zu lenken. Nun aber, liebe Leser, werden Sie von nichts anderem abgelenkt und sitzen vielleicht sogar auf einem gemütlichen Sessel, wenn Sie dieses Journal lesen. Jetzt also können Sie in Ruhe auf diese Weise die Stadt Bijsk besichtigen, die sich am Rand der Vorgebirgsebene befindet, wo der gewaltige Fluss Ob entspringt und wo auch der historische Kern der Region Altai liegt.

Ein wunderbares Panorama auf die Stadt eröffnet sich von der großen Terrasse, die nördlich der Stadt liegt. Dort gibt es einen Aussichtspunkt, der einen ersten Eindruck von dieser traditionsreichen 300 Jahre alten Stadt vermittelt. Blickt man nach links, so sticht einem sofort die wunderschöne weiße Uspenski-Kirche (Maria Himmelfahrt-Kirche) mit ihren silbern glänzenden Kuppeln ins Auge. Sogar der Patriarch Aleksej 11. schwärmte von ihrer Pracht und Einzigartigkeit, als dieser im Jahre 1991 die Stadt besuchte. Um das Kirchengebäude herum liegt der historische Stadtkern, dessen Gebäude im 19. und 20. Jahrhundert errichtet wurden, darunter gibt es vollständig erhaltene, prachtvoll verzierte Holzhäuser, die leider in Sibirien schon selten geworden sind.

Die zwei Hauptstraßen der Stadt - die Sowjetskaja Uliza (ehemalige Uspenskaja, nach der Kirche benannt) und die Uliza Lwa Tolstowo wurden Anfang letzten Jahrhunderts angelegt . In der Uliza Sowjetskaja reihen sich alte Steinhäuser an verschiedenste andere Architekturformen. Hier gleicht kein Gebäude dem anderen! Die Einkaufspassage „Wtorowo-Firsowa" stellt beispielsweise ein Kaufhaus dar, dessen Architektur typisch für die am Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Bauten ist. Dieses Gebäude wurde auf Sumpf gebaut mit einem Fundament aus sibirischem Lärchenholz; damit die Fensterscheiben nicht beschlagen und sich im Winter auf ihnen keine Eisblumen bilden, wurden zusätzliche Schichten mit Bruchglas eingebaut. Diese Form der Verglasung findet man nur noch in einem einzigen Gebäude in Nizza.
Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der historischen Abteilung im Heimatmuseum der Stadt Bijsk, das Witali Bianchi gewidmet ist, einem berühmten Kinderbuchautoren, auf dessen Initiative unter anderem im Jahre 1920 dieses Museum gegründet wurde. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit in der Umgebung von Bijsk sind dize Petroglyphen, Felszeichnungen im Altai-Gebirge, die teilweise über 6000 Jahre alt sind. Zu finden sind diese von Menschenhand geschaffenen Urformen der darstellenden Kunst an schwer zugänglichen Orten des Altai-Gebirges.

Bijsk, Uspenski-Kirche

Weltweit einzigartig ist ein Exponat, das man ebenso in Bijsk bewundern kann: ein Türschloss aus dem ehemaligen Berliner Reichstagsgebäude!

Ein aus Bijsk stammender Soldat brachte einst dieses seltsame Souvenir im Jahre 1945 aus Berlin mit nachhause und schenkte es dem Stadtmuseum Bijsk. Viele große Landesmuseen hätten gerne dieses seltene Exponat für sich beansprucht, das Bisker Museum blieb jedoch standhaft und weigerte sich, das wertvolle Türschloss aus der Hand zu geben. Bevor man das Museum verlässt, sollte man unbedingt noch einen kurzen Blick auf das Museumsgebäude selbst werfen, eine Jugendstilvilla, die bis 1917 dem Kaufmann Nikolai Assanow gehörte.

Fährt man von Bijsk aus auf der Tschuisker-Landstraße in Richtung Altai-Gebirge, so führt der Weg über die Stadtgemeindebrücke, die ebenso eine Sehenswürdigkeit darstellt, da es landesweit nur zwei Brücken derartiger Form gibt. Die zweite befindet sich in Krasnojarsk und ist sogar auf dem 10-Rubel-Geldschein abgebildet.
Bijsk ist auch deswegen eine höchst interessante Stadt, weil sie eine der sechs Städte ist, die auf Befehl von Peter I gegründet wurden, und dabei als einzige der sechs Städte weit entfernt vom Uralgebirge liegt. Aus der Festungsanlage, die die Südgrenze Russlands vor Überfällen der Dsungaren, westmongolischer Kriegsstämme, bewahrte, verwandelte sich Bisk innerhalb von drei Jahrhunderten in eine „Stadt der Wissenschaft" und ist dabei eine der größten Städte in der Russischen Föderation, die diesen Titel erhielt.

Die „Stadt der Wissenschaft" in der Region Altai ist heute nicht nur im Bereich der Nanotechnologie auf führender Position, sondern auch in der Herstellung pharmazeutischer Erzeugnisse, die mithilfe modernster Technologie und einzigartiger Rohstoffe aus dem Altai-Gebirge hergestellt werden. "Die Chancen für Innovationsentwicklung der regionalen Wirtschaft sind in erster Linie mit intellektuellen Ressourcen verbunden, die unsere Wissenschaftsstadt Bijsk akkumuliert hat" - so der Gouverneur der Region Altai A.B.Karlin in seinem Jahresbericht 2008.

Lasst und nun zum Aussichtspunkt zurückkehren, der sich nördlich der Stadt befindet. Blickt man nach rechts, so sieht man den modernen Stadtteil von Bijsk, der sich am Ufer des blauen Flusses Bija entlang streckt. Ungefähr 15 km weiter fließt die Bija mit dem Fluss Katun zusammen. Eben an dieser Stelle liegt der Ursprung einer der größten Flüsse Sibiriens: der Ob. Auf der Spitze der Ikonnikowski-Insel befindet sich ein originelles Hinweisschild: „Katun + Bija = Ob". Dieses überall in der Gegend bekannte Hinweisschild wurde von dem russischen Philosophen und Maler Nicholas Roerich als ein sakrales Symbol beschrieben: „An diesem Ort findet der letzte Kampf zwischen Gut und Böse statt, der über das Schicksal der Menschheit entscheiden soll." Eine weitere Legende besagt, dass der Ort, auf dem sich das Hinweisschild befindet, eine heilige, uralte Stätte sei, in der eine goldene Göttinnenstatue vergraben liegt. Am Zusammenfluss der Bija und des Katun befindet sich heute die wunderschöne Alexander-Newski-Kirche.

Besucher der Stadt Bijsk können zum Ursprung des Ob über mehrere Wege gelangen, die Frage besteht dabei nur darin, wie viel Zeit sie dafür aufbringen wollen und welcher Reisetyp sie sind: Für „Romantiker" ist eine Fahrt entlang der Bija auf dem Schiffjwan" sehr empfehlenswert, für diejenigen, die es eilig haben, eignet sich hingegen eine halbstündige Autofahrt vom Dorf Odinzowski Possad entweder zur Alexander-Newski-Kirche oder zum Dorf Ikonnikowo. Auf derselben Straße gelangt man weiter bis zum Dorf Werch-Obskoje, der Heimat von Michail Sergejewitsch Jewdokimow, der ehemalige Gouverneur der Region Altai, der auch nach seinem Tode einer der beliebtesten Schauspieler ganz Russlands ist.

 Anfang August findet jährlich das Michail Jewdokimow „Landsmann" Festival der Volkskünste und des Sports statt. Im Jahre 2008 wurde dieses Festival offiziell„das

Bijsk, Alexander-Newski Kirche

Sechzehnte" genannt. Diese Veranstaltung in Gedenken an den bei einem Autounfall verunglückten Gouverneur fand ihren Ursprung in einem Fest, das Michail Jewdokimow selbst viele Jahre zuvor für seine Dorfnachbarn und die Bewohner der umliegenden Dörfer organisiert hatte.

Die Stadt Bijsk und Umgebung haben für ihre Besucher einiges zu bieten: Exkursionen verschiedenster Art ermöglichen es, dass jeder auf seine Kosten kommt: sei es der abenteuersuchende Rucksacktourist, der solide Geschäftsmann oder der orthodoxe Pilger.„Das orthodoxe Bijsk" ist eine neue, sehr beliebte Wanderroute. Im Jahre 2010 feiert die Altaier Kirchenmission der Stadt Bisk ihr 130-jähriges Bestehen. Der Gründer dieser Organisation ist der Archimandrit Makari, eine berühmte Persönlichkeit in der russisch-orthodoxen Kirche. Der Gottesdiener erfand das Alphabet für die Altai-Sprache und gründete im Altai ein weitgespanntes Missionsnetz.

Unverändert groß bleibt ebenso das Interesse für das Werk von Wassili Schukschin. Bevor dessen Karriere als Schriftsteller begann, arbeitete der Künstler als Regisseur und Schauspieler zuerst in Bijsk, woran die Exkursions-Wanderroute „Auf den Spuren von Schukschin" erinnert, die zu allen Gedenkorten führt.
Der Tourismus ist in Bijsk, der ältesten Stadt der Region Altai, seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsbereich. Heute gibt es einige Tourismusfirmen und Agenturen, die sich auf Touristen spezialisiert haben, die Bijsk auf der Durchreise besuchen. Zudem wird bald das neue Bahnhofsgebäude eröffnet, ebenso geplant ist eine Start- und Landebahn für den internationalen Flugverkehr genauso wie ein weiträumiger Ausbau der Autobusverbindungen zwischen Bijsk und anderen Städten der Region Altai und Sibiriens.

Für einen erholsamen Urlaub ist hier allemal gesorgt: In der Stadt gibt es Hotels, in den Fichtenwäldern der Stadtumgebung wunderbare Freizeit- und Erholungszentren, hier gibt es auf den Tourismus spezialisierte Geschäfte, großzügig angelegte Flussstrände, viele interessante Sehenswürdigkeiten sowie hervorragend ausgebildete Exkursionsführer. Meistens ist Bijsk für Touristen die letzte Zwischenstation, bevor sie weiter ins Altai-Gebirge oder in den Kurort Belokuricha fahren; Belokuricha hingegen ist mehr wert als nur ein kurzer Zwischenstopp: In diesem Kurort sollte man sogar den Rest seines Urlaubs verbringen. Ein Besuch dieses malerischen Städtchens ist für Altai-Touristen jedenfalls äußerst empfehlenswert.

Nur einen Steinwurf entfernt von Bijsk entfernt liegt Belokuricha, ganz in der Nähe befinden sich ebenso der See Aja, das einzige Schutzgebiet für Schwäne in ganz Sibirien, sowie der türkisfarbene Fluss Katun. Sehenswürdigkeiten von Weltrang wie der Telezkoje-See und die Denissow-Höhlen, in denen laut wissenschaftlichen Untersuchungen die weltweit ersten Menschen wohnten, sind von Bijsk aus schnell erreichbar. Bijsk bietet als „Basislager" wunderbare Möglichkeiten, sich mit dem wunderschönen Altai-Gebirge und seinen Sehenswürdigkeiten vertraut zu machen.

Das heutige Bijsk ist ein Industriezentrum (im Bereich der Landesverteidigung), sowie ein Ort der Wissenschaft, Bildung und Kultur mit ungefähr 230.000 Einwohnern. Es ist eine schöne, interessante, sogar etwas geheimnisvolle Stadt mit vielen Gesichtern, in der Gäste stets willkommen sind. Beehren Sie Bijsk anlässlich des 300-jährigen Jubiläums mit Ihrem Besuch und diese Stadt wird Ihnen immer in wunderbarer Erinnerung bleiben!

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