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Kirgistan: Kultur

 
 

Kultur in Kirgistan


Um die Bedeutung der "letzten Nomaden" zu verstehen, ist es unumgänglich, die Geschichte dieser stolzen und unabhängigen Menschen in Zentralasien zu kennen. Man wird mit Recht behaupten, dass es auch noch andere nomadische Völker auf der Welt gibt, aber wohl keines hat es fertig gebracht, so fest in seinen Traditionen verwurzelt zu bleiben wie die Kirgisen. Der eigentliche Ursprung der Kirgisen ist irgendwo in den Mythen der Zeit verborgen, und alles, was gesagt werden kann, ist, dass die Kirgisen ein sehr altes Volk sind, welches trotz Eroberungen, Unterdrückung und Verfolgung seine Traditionen und Werte bewahrt hat. Die schwierigen Zeiten haben nicht nur ihr Schicksal geprägt, sondern auch ihren Charakter. Die Kirgisen sind - wie richtige Nomaden eben so sind - extrem gastfreundlich, sie würden auch ihr letztes Stück Brot einem Gast geben; ein Gast wird übrigens als das grösste Geschenk betrachtet. Seine Zeit mit einer kirgisischen Familie zu verbringen bedeutet, unvergleichliche Gastfreundschaft, Familienwerte und Traditionen zu erfahren und zu erleben.

Bis 1880 gab es keine geschriebene kirgisische Sprache, erst die Russen führten sie ein. Die Traditionen und Legenden der Kirgisen waren während Generationen mündlich von den sogenannten "Manaschy" weiter gegeben worden. Manaschys sind Geschichtenerzähler, welche das bekannte Manas-Epos, mit mehr als 2 Millionen Versen das längste Gedicht der Welt, rezitierten. Man sagt den Manaschys nach, dass sie 6 Monate brauchten, um das ganze Epos zu erzählen. Dieses erzählt die Geschichte von Manas, dem legendären Führer und Kriegsherr, der die kirgisischen Stämme zusammenführte und der gegen Unterdrücker und Eroberer kämpfte. Er verkörperte über Jahrhunderte hinweg einerseits den kirgisischen Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit, andererseits ist er die kirgisische Geschichtsfigur schlechthin.

Auch während der Zwangs-Urbanisierung in der sowjetischen Ära haben die Kirgisen ihre Geschichte nicht vergessen.

Einer der Gründe, warum das kirgisische Volk so an seinem Nomadentum festhalten konnte, war das einfach aufzustellende und abzubauende Dach über dem Kopf: die Jurte, eine Art Filzzelt. Noch heutzutage sind Jurten vor allem bei "Schabans" (Schäfern) sehr beliebt, welche den Sommer mit ihren Herden auf den weiten Bergwiesen (Jailoos) verbringen.

Es gibt viele Traditionen rund um die Jurte, zum Beispiel das Aufstellen und Ausrichten betreffend. Die einfachste Regel ist, dass der Eingang gegen Süden oder Südosten blicken sollte. Das Innere ist in funktionelle Zonen eingeteilt wie die „rote Ecke" gegenüber dem Eingang, wo in einer Truhe das Kostbarste, was eine Familie besitzt, zusammen mit Decken aufbewahrt wird. Die Feuerstelle und ein niedriger Tisch befinden sich in der Mitte der Jurte. Die rechte Seite ist die Frauenseite, wo auch die Haushaltgegenstände und die Kindersachen sind. Auf der linken Seite sind dementsprechend die Männer mit Sätteln, Zaumzeug und anderen Männergegenständen.

Wegen den nomadischen Traditionen haben die Kirgisen nie eine Vielfalt an nationalen Gerichten entwickelt, diese wenigen traditionellen Gerichte aber sind einfach zuzubereiten, sehr schmackhaft und basieren auf einfachen Zutaten. Der Standort Kirgistans an einer Kreuzung der Seidenstrasse hat dazu beigetragen, dass viele andere Völker und Kulturen dieses Essen kennen gelernt - und zum Teil übernommen - haben. Einige Beispiele: Libioschka - traditionelles flaches Brot, Boorsok - ebenfalls ein traditionelles Brot, Beschbarmak - Fleisch mit Nudeln, Schaschlik - manchmal auch Kebab genannt - an einem Spiess gebratene Fleischwürfel, weiter Plov - ein traditionelles Gericht mit Reis und gekochtem oder gebratenem Fleisch mit Zwiebeln, Rüben und Knoblauch, Lagman - üblicherweise selbstgemachte Nudeln, welche in einer Kraftbrühe mit kleinen Stücken Schaffleisch, Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln und weissen Radieschen gekocht werden. Zu erwähnen ist auch noch Manti - fein geschnittene Fleischwürfel und Zwiebeln, welche in Teigtaschen gekocht werden, ein beliebtes Essen bei Zeremonien, z.B. an Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen u.s.w.

Hochzeiten haben schon immer eine wichtige Rolle in der nomadischen Kultur gespielt. Die traditionelle Art, wie ein junger Mann (Jigit) zu einer Frau, die ihm gefiel, kam, war, sie einfach mit dem Pferd entführen. Dieser Brauch ist heutzutage immer noch verbreitet - vor allem in den Dörfern. 40% der Ehen in den Dörfern kommen trotz gesetzlichem Verbot durch Brautraub zustande, Traditionen sind manchmal stärker als das Gesetz.

15-30 Tage nach der Geburt eines Kindes wird dieses in eine eigens dafür geschmückte Wiege - "Beschik" genannt - gelegt, dann nehmen Familie und Freunde ein Ritual vor, welches sicherstellen soll, dass das Kind ein gesundes und langes Leben haben wird.

Am ersten Geburtstag eines Kindes gibt es eine traditionelle Zeremonie - "Schnürsenkel durchschneiden" - mit Spielen und Wettbewerben, dabei wird das Kind von allen Anwesenden spazieren geführt.

Die Kirgisen und die Pferde sind untrennbar, die Reiterkünste der Kirgisen legendär. Man sagt, kirgisische Kinder lernten zuerst wilde Pferde zu zähmen und zu reiten als zu Fuss zu gehen. Das Pferd war und ist immer noch das wichtigste Fortbewegungsmittel, vor allem in den Bergen. Deshalb sind viele nationale Spiele mit Pferd und Natur verbunden, z.B. At-Chabisch - lange Pferderennen, oder Kis-Kumai, wo ein junger Reiter eine junge Reiter fangen muss - der Preis? Ein Kuss! Ulak-Tartisch ist ein viel ernsthafteres Spiel: Der "Ball" ist ein totes Schaf, und Ziel ist, damit im gegnerischen Raum ein Tor zu schiessen, nichts für Zimperliche, aber ein Spiel mit viel Prestige!

Der Stolz des Kriegers wird sichtbar durch die Liebe zum Ringkampf (Odarisch - ein Ringkampf zwischen zwei Reitern, und Kuresch - eine andere Art Ringkampf).

Die Nähe zur Natur wird auch durch die Kunst offenbar, Adler als Beutetiere zu nutzen - eine einzigartige Kunst, von Generation zu Generation weiter vererbt.

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